Jean Ziegler sei wegen angeblicher Nähe zu Gaddafi als Eröffnungsgast "nicht sinnvoll" - Druck von Sponsoren vermutet - Grüne planen Gegenveranstaltung
Salzburg - Das Land Salzburg hat Jean Ziegler, der als Redner bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele 2011 vorgesehen war, wieder ausgeladen, berichtete die
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am Dienstag. Der Schweizer Soziologe, Globalisierungskritiker, Sachbuchautor und Politiker Jean Ziegler steht seit einigen Jahren wegen einer angeblichen Nähe zu Libyens Diktator Gaddafi immer wieder in der Kritik.
Die Salzburger Festspiele haben sich jetzt gegen Ziegler stark gemacht und auch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller teile die Sorge, "dass in der Folge nicht die Inhalte von Zieglers Festspielrede, sondern der genannte Kritikpunkt im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gestanden wäre", wie es am Donnerstag aus ihrem Büro hieß. Für Burgstaller sei es "auch im Interesse von Jean Ziegler nicht sinnvoll", wenn dieser die Salzburger Festspielrede halte.
Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler betonte einmal mehr, die Festspiele würden sich ihren Redner gerne selbst aussuchen. Sie habe dem Land eine Liste mit acht Persönlichkeiten aus dem Bereich Kunst und Kultur übergeben. Welche Namen auf dieser Liste stehen, geben Festspiele und Land nicht bekannt. Von einer Abgabe des Bestellungsrechts an die Festspiele will indes Landeshauptfrau Burgstaller nichts wissen: "Dies ist und bleibt Sache des Landes und nicht der Festspiele."
Vorwürfe und Relativierungen
Besonders die vom American Jewish Committee gegründete Organisation UN-Watch warf Jean Ziegler immer wieder vor, enge Beziehungen zum libyschen Staatschef zu pflegen. Im Jahr 2006 haben 20 weiterer Menschenrechtsorganisationen versucht, Zieglers Ernennung zum Menschenrechtsexperten der UNO zu verhindern. Damals wie heute Hauptkritikpunkt: Der heute 76-Jährige sei beteiligt am "Muammar-Gaddafi-Preis für Menschenrechte", einem Propagandainstrument des Regimes, wie UN-Watch in diversen internationalen Zeitungen betonte: Mit dem Engagement für das libysche Regime habe sich Ziegler disqualifiziert. Wer mit einem der schlimmsten Diktaturen verbandelt ist, sei völlig ungeeignet, für die UNO tätig zu sein.
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