Hallo Asy,
da steckt ziemlich viel drin, in dem, was du geschrieben hast; meint, es ist sehr dicht, darum weiss ich nicht, ob ich auf alles eingehen kann.
Gott kann in diesem Modell nicht die Summe aller Teile sein, weil eben schon das Ganze mehr als die Summe aller Teile ist und auf dieser Prämisse baue ich auf.
Hm, das sehe ich nicht so, das ist ein Problem von wegen ausdiskutieren und so. Ich gehe trotzdem mal weiter.
Ich meine eher, dass die göttliche Allmacht erst existiert, wenn es niemanden mehr gibt, auf den diese Macht angewandt werden kann. Gott beginnt, oder ist fertig wenn alles eins ist, vorher ist noch immer ein höher geordnetes Chaos.
Nach dieser These wäre Gott im Jetzt abwesend. Dann würdest du Gott hier und heute nicht erkennen, weil er sich momentan noch nicht ausdrücken kann, denn es würde ja keine 'Einigkeit' herrschen, im Sinne des Eins-sein. Somit wären wir aktuell gespalten - weil nicht Eins. Sind wir gespalten, sind wir auch nicht Eins mit Gott,. Also würde demnach eine Trennung zwischen Mensch und Gott herrschen - so verstehe ich deine Ausführung.
Ich aber glaube, dass das Einssein etwas Individuelles ist. Ich benutze gerne praktische Beispiele, um etwas zu verdeutlichen.
Wenn ich mir meinen Tag heute ansehe, gab es kaum mehr Möglichkeiten, dass er noch beschissener hätte sein können, als er schon war. Das lag aber nicht an den äusseren Umständen, die waren okay. Es war vielmehr meine innere Einstellung. An sich könnte ich sagen, dieser Tag war ein 'Verlust', denn ich war mit meiner miesen Einstellung sozusagen 'gottfern'.
Jetzt, wo ich mit mehr Distanz meinen Tag betrachten kann, muss ich sagen, dass, obwohl subjetiv betrachtet, heute kein guter Tag war, es objetkiv gesehen so nicht haltbar ist.
Was ist denn ein guter Tag? Wenn ich von morgens bis abends Luftsprünge mache? Ich hatte heute u.a. Erkenntnisse und Erfahrungen, die unangenehm waren und sich nicht so toll angefühlt haben.
Anderseits bringen diese mich wieder einen Schritt nach vorn in meiner Entwicklung und zeigten mir, dass ich mit meiner momentanen Einstellung in eine Sackgasse gefahren bin.
Was ich damit sagen will: Ich mag ja zuerst denken, es herrscht Chaos und ich bin gottfern. Tatsache für mich aber heute war, dass ich zu meinen Erkenntnissen 'geführt' wurde und das, was ich erlebt habe, genauso erleben musste, um etwas zu verstehen.
Das war nicht schön, aber wichtig.
Und so gesehen befand ich mich innerhalb einer höheren 'göttlichen' Ordnung.
Das ist so, als wenn du mit der Nase vor einem riesigen Mosaik stehst und denkst: Was für ein Durcheinander. Dann machst du einen Schritt zurück und hast ein AHA-Erlebnis, weil du erst jetzt das ganze Bild erkennen kannst, Zusammenhänge siehst oder ein Muster.
Also kann die göttliche Allmacht sich doch erst durch mich und mein Sein (und die andern paar Milliarden Menschen hier) ausdrücken, oder?
Wenn nichts und niemand mehr existieren würde, worin könnte Gott sich dann noch ausdrücken?
Wo wäre dann die göttliche Schöpferkraft?
Wenn du schreibst: "Gott beginnt, oder ist fertig wenn alles eins ist", gehst du davon aus, dass es derzeit nicht Eins ist. Aber ich denke, ob es so ist oder nicht liegt in unserer Hand.
Wenn ich so denken würde, wäre dieser Tag für mich ein Fall für den Mülleimer. Blos schnell weg damit und Schwamm drüber.
Bin ich aber bereit, jenseits meiner persönlichen Gefühle den Tag zu überblicken und zu überdenken, kann ich die guten Dinge erkennen, die mich langfristig weiterbringen werden und mich möglicherweise für den nächsten Schritt vorbereiten. Dann kann ich Gott in jedem Detail meines Tages erkennen und bewundern, wie perfekt sich alles ineinandergefügt hat, wie es sich aufgebaut hat, bishin zum perfekten Timing meiner 'Ärgerereignisse'.
Die Funktion des Menschen ist dabei keine andere als Wechselwirken, also Chaos ordnen. Zwei Menschen machen ein Kind – das ist ordnen - oder ich nehme verschiedene Stoffe verbinde/ordne sie zu einem Haus – ein Apfel fällt zu Boden - es gibt viele Beispiele, wo eine Ordnung eine nächst höhere herstellt, also Chaos vermindert.
Das eine Ordnung in eine nächst höhere Ordnung mündet, diese Vorstellung gefällt mir.
Du nennst es ordnen, wenn 'zwei Menschen ein Kind machen', damit wäre für dich aber vorher
Unordnung, und das glaube ich nicht. Doch im Sinne einer
höheren Ordnung, würde ich dir zustimmen.
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt mir die Version und sie erklärt mir auch, warum wir keinen Gott finden können - er ist noch nicht fertig und wir leisten unseren Ordnungsteil mit unserem Sein.
Kann es aber nicht sein, dass du für dich keinen Gott findest, weil du eine bestimmte
Erwartung hast?
Ich meine, wann wäre denn für dich
bewiesen, dass Gott existiert?
Was müsste passieren, damit du Gott findest/ erkennst und
anerkennst, ohne den Hauch eines Zweifels?
Von einem existierenden, allmächtigen Gott halte ich nicht viel - wenn er nicht alles kann, ist er für mich auch kein Gott.
Ich denke auch, dass Gott alles kann, aber ich glaube auch an den freien Willen der Menschen. Darum kann ich auch nichts mit Aussagen von Menschen anfangen, die Gott das Leid der Welt in die Schuhe schieben wollen, mit den immer wieder gerne genommen Worten "Wie konnte Gott das zulassen?"
Das Leid auf dieser Erde haben sich Menschen gegenseitig angetan, das hat meiner Meinung nach mit Gott nichts zu tun. Wenn jemand meint, er wäre eine gute Idee einen anderen Menschen umzubringen, dann war das sein Wille und seine Entscheidung. Gott kann auf Türen verweisen, durchgehen muss der Mensch aber schon selber.