Mittwoch, 19.08.2009 00:00 - 00:30 Uhr Nachtprogramm
Länge: 30 min
Wissenschaftsmagazin, Deutschland, 2009
Wdh. am 19.08.2009 02:35 Uhr Nachtprogramm
Abenteuer Wissen
Wie funktioniert Geld?
"Geld regiert die Welt", und das besonders in Finanzkrisen. Doch die wenigsten Menschen kennen sich mit den Regeln des Geldsystems aus, obwohl es entscheidenden Einfluss auf unser Leben hat. Abenteuer Wissen will den Geheimnissen des Geldes auf die Spur kommen.
Aller Wirtschaftswissenschaft zum Trotz: In Geldfragen agieren Menschen hochgradig irrational. Die Mechanismen bei Spielern im Casino und bei Brokern oder Bankern sind tatsächlich oft deckungsgleich. Seit Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler mit den psychologischen Strukturen der Finanzwirtschaft und deren Akteuren. Viele Börsianer brauchen das Adrenalin beim Handel wie Süchtige.
Geld bringt genau die Areale in Wallung, die auch auf Primärreize wie Sex, Nahrung oder Drogen anspringen und eine Art Gier auslösen. Es handelt sich offenbar um stammesgeschichtlich verankerte Strukturen im Gehirn. Abenteuer Wissen zeigt auf, wann und wie diese natürlichen Impulse außer Kontrolle geraten.
Die aktuelle Finanzkrise ist eine existenzielle Bedrohung: Staatsbankrotte, Inflation, Armut - kein Schreckenszenario ist zu abenteuerlich. Zur Zeit erleben wir die Wucht, die diese Krise entfachen kann. Und sie erscheint einzigartig, doch sie ist keineswegs ein Einzelfall. Das Phänomen der geplatzten Seifenblase lässt sich immer wieder beobachten: Ob im 17. Jahrhundert die Spekulation mit Tulpenzwiebeln, die die Menschen Europas in den Ruin trieb, oder zur Jahrtausendwende der Bankrott der New Economy, immer wieder hatten solche Zusammenbrüche langfristige Folgen. Doch wie kommt es dazu?
Ganz anders in Namibia im Süden Afrikas. In der Siedlung Otjivero wartet Hilma in einer langen Schlange mit anderen Dorfbewohnern darauf, dass man ihr 100 Namibia-Dollar auszahlt. Hilma und ihre Nachbarn bekommen das Geld geschenkt, bedingungslos, jeden Monat, bis Ende 2009. Das Dorf Otjivero ist zum Schauplatz eines wirtschaftlichen Experimentes geworden. Eine Idee, die europaweit zu hitzigen Kontroversen geführt hat, wird hier erstmals ausprobiert.
Der Gedanke: Jeder Bürger erhält ein Grundeinkommen vom Staat, unabhängig von Alter oder Beruf. Europaweit schauen die Befürworter auf den Feldversuch in Namibia, der von einer Koalition aus Kirche, Gewerkschaften und diversen NGOs ins Leben gerufen wurde. Ein deutsches Ehepaar überwacht die Durchführung und macht die wissenschaftliche Auswertung. Wird so die Armut nachhaltig bekämpft - und führt die Chancengleichheit zu einer besseren Welt?
Bislang sind die Ergebnisse durchaus positiv. Das Betteln hat aufgehört, viele Bewohner zahlen Schulgeld, bauen Miniunternehmen auf. Kritiker hingegen monieren, dass den Leuten das Bewusstsein fehlt, dass man erst etwas leisten muss, bevor man - durch Geld - belohnt wird. Welche Rückschlüsse kann man für ein europäisches System ziehen?