Sir Jimmy Savile und der Kindesmissbrauch
Sebastian Borger aus London, 23. Oktober 2012, 18:27
Der erst vor kurzem aufgestellte Grabstein ist aus "Respekt vor den Opfern" wieder entfernt worden. Zwei Wohltätigkeitsorganisationen, die den Namen des Verstorbenen trugen, haben ihre Selbstauflösung angekündigt. Knapp ein Jahr nach dem Tod des beliebten TV-Entertainers Jimmy Savile ermittelt die Londoner Kriminalpolizei gegen ihn:
Savile soll in vier Jahrzehnten Arbeit für die öffentlich-rechtliche
BBC offenbar
mehr als 200 Kinder und junge Frauen missbraucht haben.
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Recherchestopp
Die BBC-Magazinsendung Newsnight setzte vergangenes Jahr zwei erfahrene Journalisten auf den Fall an, eine schwerkranke Frau ließ sich zu Aussagen vor der Kamera überreden, mehrere andere Opfer gaben schriftliche Erklärungen ab. Doch wenige Tage vor dem geplanten Ausstrahlungstermin im Dezember verfügte der Redaktionsleiter Peter Rippon einen Recherchestopp.
"Sie riskieren einen erheblichen Ansehensverlust für die BBC", warnte ihn einer der beteiligten Journalisten. Tatsächlich sieht sich der wichtigste öffentlich-rechtliche Sender der Welt jetzt mit schweren Anschuldigungen konfrontiert. War Rippon dem Druck seiner Vorgesetzten ausgesetzt, die um ihre eminent wichtigen Einschaltquoten in der Weihnachtszeit fürchteten?
Just am zweiten Feiertag vergangenen Jahres strahlte die BBC nämlich ein öliges Gedenkprogramm für Savile aus, im Nachhinein wirkt das wie eine Verhöhnung der Opfer. Deren schreckliche Erinnerungen an Vergewaltigungen in BBC-Garderoben und Saviles Kleinbus strahlte zu Monatsbeginn der Konkurrenzsender ITV aus. Es dauerte weitere zehn Tage, bis BBC-Chef Entwistle endlich an die Öffentlichkeit trat, sich bei den Opfern entschuldigte und Aufklärung versprach. (Sebastian Borger aus London, DER STANDARD, 24.10.2012)
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