Komplettes Interview unbedingt vom Anfang lesen ...
Nehmen wir ein Land wie Zimbabwe. Einst ein blühendes Agrarland, unter Diktator Mugabe heute total herabgewirtschaftet.
Mugabe war ein grossartiger Guerilla-Führer, er hat den Kampf gegen das fürchterliche blutrünstige Regime von Ian Smith gewonnen. Entgegen den Versprechen hat England nach Machtübernahme Mugabes die Landreform nicht finanziert. Dann hat Mugabe auf eigene Faust damit begonnen, was ins Chaos geführt hat.
Mugabe hat Rassismus praktiziert, er hat die Weissen enteignet.
Weisse Grossgrundbesitzer haben in Afrika nichts zu suchen, die müssen weg. Die sind als Kolonialisten mit Gewalt gekommen und haben das Land gestohlen.
Müssen die Weissen auch weg aus Südafrika?
Das ist etwas anderes. Dort ist eine Verfassung zwischen Mandela und den Halunken von De Klerk ausgehandelt worden...
...immerhin ein Friedensnobelpreisträger.
Auch Kissinger hat einen Friedensnobelpreis bekommen. Nochmals: Die Weissen haben als Grossgrundbesitzer in Afrika nichts zu suchen, wenn die Afrikaner, denen das Land gestohlen wurde, in Bidonvilles um Harare herum dahinvegetieren. Nach der Landreform haben USA und EU einen Boykott gegen Zimbabwe ausgerufen.
Jetzt ist der Westen auch noch an den Zuständen in Mugabes Zimbabwe schuld.
Dass Mugabe heute ein Diktator ist, der die Wahlen fälscht, ist unbestritten, aber man muss doch erklären, wie es dazu gekommen ist.
Kann man auch Ghadhafi entschuldigen? Ihnen wird vorgeworfen, einen Ghadhafi-Preis ins Leben gerufen zu haben.
Das ist falsch. Ich kenne Ghadhafi, ich habe Libyen besucht, er liest meine Bücher und lädt einem zu Diskussionen ein.
Aber mit einem Ghadhafi-Preis haben Sie nichts zu tun?
Nein, das behauptet UN-Watch, eine amerikanisch-israelische Organisation, die mich bekämpft, weil ich 2003 für die Uno einen negativen Bericht über die Zustände in den Palästinensergebieten verfasst habe. Seitdem werde ich von UN-Watch verfolgt, wenn ich einen Ehrendoktor in Paris bekomme, bekommt der Rektor der Uni einen Brief, der mich diffamiert.
Hat sich UN-Watch schon in Thun gemeldet?
Das weiss ich nicht, das kommt sicher noch.
Muss das Thuner Bürgertum damit rechnen, dass Sie es in Ihrer Rede beleidigen?
Nein. Ich werde ein paar Dinge sagen, die ich immer verbreiten möchte. Erstens hat Immanuel Kant gesagt: «Die Unmenschlichkeit, die einem andern angetan wird, zerstört die Menschlichkeit in mir.» Dann ein Zitat von Jean-Paul Sartre: «Wer die Menschen lieben will, muss sehr stark hassen, was sie unterdrückt», also die mörderische kapitalistische absurde Weltordnung, die Kinder auf einer Welt sterben lässt, die vor Reichtum überquillt.
In einer sozialistischen Weltordnung wäre alles besser?
Heute wissen wir, was wir nicht wollen, die heutige Weltordnung, der Raubtier-Kapitalismus. Diese Weltordnung muss weg.
Sie warten auf eine Revolution?
Auf den Aufstand des Gewissens. Die Revolution kommt, aber man weiss nicht wie, das ist ein Mysterium der Geschichte.
(Der Bund)
Darin ist ziemlich alles gesagt. Respekt für Jan Ziegler und seine Offenheit.